Was verfälscht Atemalkohol?

Was verfälscht Atemalkohol?

Atemalkoholtests gelten als verlässliches Mittel zur Kontrolle der Fahrtüchtigkeit. Doch bestimmte Substanzen und Verhaltensweisen können die Messergebnisse erheblich verfälschen. Ob durch alkoholhaltige Mundspülung, Medikamente oder sogar durch die Art der Atmung – die Ursachen für Abweichungen sind vielfältig. Wer die Einflussfaktoren kennt, kann sich vor falschen Ergebnissen schützen. Dieser Ratgeber zeigt alle relevanten Störfaktoren auf, die Atemalkoholmessungen beeinflussen können – für mehr Klarheit bei Verkehrskontrollen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mundrestalkohol aus Getränken oder Mundsprays kann zu erhöhten Werten führen.
  • Medikamente wie bestimmte Antibiotika und Antihistaminika können verfälschen.
  • Kaugummis mit Zuckeraustauschstoffen (z. B. Xylit) beeinflussen die Sensoren.
  • Hyperventilation senkt, Hypoventilation erhöht den Messwert.
  • 15 Minuten vor dem Test: nichts essen, trinken oder rauchen.

Was kann einen Atemalkoholtest verfälschen?

Mehrere Faktoren wie Mundspülungen, Medikamente oder die Atmung können Atemalkoholtests verfälschen und zu ungenauen Ergebnissen führen.

Mundrestalkohol: Versteckte Falle im Alltag

Mundrestalkohol ist eine der häufigsten Ursachen für verfälschte Atemalkoholwerte. Wer kurz vor einer Kontrolle ein alkoholhaltiges Getränk konsumiert hat, riskiert ein falsches Messergebnis – selbst bei nur minimalem Alkoholgehalt. Doch auch scheinbar harmlose Produkte wie Mundspülungen oder Rachensprays können den Alkoholtester beeinflussen. Diese Produkte enthalten oft Ethanol, der sich im Mundraum festsetzt und nicht sofort verdunstet.

Wird direkt im Anschluss ein Test durchgeführt, misst das Gerät den Alkohol im Mund statt in der Lunge. Dadurch kann ein deutlich höherer Wert entstehen, obwohl der tatsächliche Blutalkohol niedrig oder null ist. Besonders kritisch ist das bei Mundspülungen mit hohem Alkoholanteil, die morgens oder nach dem Essen verwendet werden. Auch Bonbons mit Alkoholanteil oder Fruchtliköre kurz vor einer Kontrolle wirken sich aus.

Der Effekt hält meist nur wenige Minuten an – dennoch reicht dieser Zeitraum für eine signifikante Verfälschung. Um ein realistisches Ergebnis zu gewährleisten, sollte mindestens 15 Minuten zwischen Konsum und Test liegen. In dieser Zeit verdunstet der Alkohol im Mundraum und beeinflusst die Messung nicht mehr.

Medikamente als unterschätzter Einflussfaktor

Viele Menschen wissen nicht, dass auch bestimmte Medikamente das Messergebnis beim Atemalkoholtest verfälschen können. Besonders relevant sind dabei Antibiotika und Antihistaminika. Diese Wirkstoffe können zu falsch-positiven Ergebnissen in Drogentests führen und unter Umständen auch bei Alkoholmessungen stören. Zwar enthalten die Medikamente meist keinen Alkohol, doch sie beeinflussen die Körperchemie oder interagieren mit dem Atemalkoholsensor.

Auch alkoholbasierte Tinkturen, Hustensäfte oder Tropfen enthalten mitunter Ethanol. Gerade bei älteren oder rezeptfreien Präparaten ist Vorsicht geboten. Die enthaltenen Substanzen können sich in der Atemluft absetzen, was zu einem erhöhten Wert führt. Außerdem verändern manche Medikamente die Atmung oder die Schleimhautfunktion – ein indirekter, aber messbarer Effekt.

 Vor einem Test sollten Patienten daher wissen, welche Medikamente sie einnehmen. Wer sich unsicher ist, sollte ärztlichen oder apothekerlichen Rat einholen. Im Zweifelsfall ist es hilfreich, der Polizei mitzuteilen, welche Medikamente eingenommen wurden – das erhöht die Glaubwürdigkeit und kann eine Blutprobe rechtfertigen.

Kaugummis mit Zuckeraustauschstoffen: Unerwartete Störquelle

Auch bestimmte Kaugummis können eine Alkoholmessung beeinflussen – insbesondere solche mit Zuckeraustauschstoffen wie Xylit, Sorbit oder Mannit. Diese Stoffe kommen häufig in zuckerfreien Produkten vor. Die Alkoholtester reagieren empfindlich auf bestimmte chemische Verbindungen, die ähnlich wie Ethanol auf die Sensoren wirken. Beim Kauen gelangen die Substanzen in die Atemluft und können zu einem falsch erhöhten Wert führen.

 Besonders tückisch: Der Effekt tritt selbst dann auf, wenn keinerlei Alkohol konsumiert wurde. Auch Zahnpflegekaugummis und Bonbons zählen zu den potenziellen Störfaktoren. Der Zusammenhang ist noch nicht vollständig erforscht, doch erste Studien zeigen eine Korrelation zwischen dem Konsum solcher Produkte und abweichenden Messwerten. Zudem regen die Kaugummis den Speichelfluss an, was Mundrestalkohol länger im Mund halten kann.

Wer also vor einer Polizeikontrolle Kaugummi kaut, sollte diesen rechtzeitig ausspucken und eine Wartezeit von mindestens 15 Minuten einhalten, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.

Hyperventilation: Weniger Alkohol trotz Promille?

Hyperventilation, also das schnelle und tiefe Atmen, kann den Messwert eines Atemalkoholtests reduzieren. Der Grund liegt in der Temperatur und Feuchtigkeit der Atemluft. Durch intensives Ein- und Ausatmen wird die Atemluft kühler. Diese kältere Luft enthält weniger verdampften Alkohol, da der Alkohol sich nicht so leicht aus der Lunge löst. Die Folge: Der Atemalkoholwert fällt niedriger aus, als er tatsächlich ist. Das kann zu einer vermeintlich besseren Bewertung führen – obwohl der Blutalkohol unverändert hoch bleibt.

Manche Menschen setzen diese Methode gezielt ein, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Doch Polizeibeamte sind oft geschult, solche Verhaltensweisen zu erkennen. Außerdem kann das Verhalten als Täuschungsversuch gewertet werden. Auch gesundheitlich ist Hyperventilation nicht ungefährlich – sie kann zu Schwindel oder Ohnmacht führen.

Wer fair und sicher handeln will, sollte auf solche Methoden verzichten und stattdessen eine natürliche Atmung beibehalten. Denn nur so lässt sich ein aussagekräftiges und korrektes Messergebnis erzielen.

Hypoventilation: Der Atem wird zum Risiko

Hypoventilation – also das gezielte Anhalten der Atmung oder sehr langsames Atmen – kann zu einem erhöhten Atemalkoholwert führen. Der Effekt tritt auf, weil der Alkohol sich während der verlängerten Verweildauer stärker in den Lungenbläschen löst. Je länger die Luft dort verbleibt, desto mehr Alkohol kann in die Atemluft übertreten. Wird dann geatmet und getestet, ergibt sich ein überhöhter Messwert.

In der Praxis versuchen manche Personen dadurch bewusst, einen höheren Wert zu erzielen – etwa zur Verschleierung anderer Substanzen oder in rechtlichen Grauzonen. Doch auch unbewusstes Verhalten, etwa durch Aufregung oder Atemnot, kann diesen Effekt hervorrufen. 

Besonders kritisch ist, dass der Testwert dann nicht mehr zuverlässig die tatsächliche Promillezahl widerspiegelt. Die Polizei kann bei Verdacht auf eine unregelmäßige Atmung eine Wiederholung der Messung fordern oder eine Blutentnahme anordnen. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte bei Atemnot oder gesundheitlichen Problemen offen kommuniziert werden. Nur so bleibt der Test fair und nachvollziehbar.

So lässt sich eine Verfälschung vermeiden

Wer sichergehen will, dass ein Atemalkoholtest nicht verfälscht wird, sollte einige Grundregeln beachten. Am wichtigsten: Mindestens 15 Minuten vor dem Test weder essen, trinken noch rauchen. Auch Kaugummis oder Bonbons sollten vermieden werden. Alkoholhaltige Produkte wie Mundspülungen oder Sprays sind tabu.

Wer Medikamente einnimmt, sollte dies bei der Kontrolle angeben. Ebenso wichtig ist eine normale, ruhige Atmung. Weder bewusstes Hecheln noch das Anhalten des Atems hilft – im Gegenteil: Es kann das Ergebnis verfälschen und Misstrauen wecken. Wer sich korrekt verhält, hat nichts zu befürchten. Zudem ist es hilfreich, bei Unsicherheiten eine Blutprobe einzufordern – diese gilt als deutlich genauer.

Eine ehrliche Kommunikation mit der Polizei schützt vor Missverständnissen. So lassen sich unangenehme Konsequenzen oft vermeiden. Prävention und Aufklärung sind hier der Schlüssel.

Fazit

Atemalkoholtests sind hilfreich, doch nicht unfehlbar. Wer Mundspülung nutzt, Medikamente nimmt oder falsch atmet, riskiert verfälschte Werte. Achten Sie auf eine saubere Vorbereitung und transparente Kommunikation – so bleibt der Test fair und aussagekräftig. Schon 15 Minuten machen oft den entscheidenden Unterschied.

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.